Nils Husmann Nils Husmann

Der Mann mit dem Hammer

Dieses Foto mag ich sehr. Alles wirkt offen. Aber der Weg – zu sehen ist in der Ferne das Poolbeg Lighthouse an der Hafeneinfahrt von Dublin und die Irische See – ist endlich. Wer ihn immer weiterginge, fiele ins Wasser.

So eindeutig sind unsere Wege selten. Wir Menschen sind aus krummem Holz geschnitzt und schlagen Haken, weil wir manchmal nicht anders können. Da ist der Verstand, und da sind die Gefühle.

Deshalb haben Menschen auch nur sehr selten rein sachbezogene Auseinandersetzungen. Darüber, dass Weihnachten am 24. Dezember ist (eine reine Sachinformation), wird es kaum Streit geben. Wohl aber darüber, dass „du dich schon wieder erst am 23. Dezember um einen Weihnachtsbaum kümmerst“. Dieser Vorwurf spricht nicht die Sach-, sondern die Beziehungsebene an.

Beide Ebenen sind wichtig und lassen sich nicht trennen. Sie vermischen und überlagern sich immer wieder. Wir merken es daran, wenn wir uns in etwas hineinsteigern. Der Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick schrieb darüber in seinem Buch Anleitung zum Unglücklichsein – und darin ganz besonders in der Geschichte über einen Mann, der sich bei seinem Nachbarn einen Hammer ausleihen will. Sehr lesenswert!

Ich kenne das. Mein "Mann mit dem Hammer"-Erlebnis: Unsere neuen Nachbarn sind starke Raucher. Wenn sie abends draußen sitzen, stinkt bei uns das ganze Haus, wenn unsere Fenster geöffnet sind. Wir wissen nicht, ob sie es wissen. Sollen wir sie ansprechen? Wenn ja, dann mit viel Rücksicht! Man muss Verständnis haben, Rauchen ist eine Sucht. Wir können die Situation aber nicht verbessern, wenn wir nichts sagen.

Wenn der eine Nachbar zu seinem Auto geht, muss er bei uns vorbei. Wir passen ihn einfach ab. Wann wird er kommen? Kann es sein, dass er immer so hetzt? Klar, der beeilt sich! Der weiß doch schon, dass wir ihn bald ansprechen werden. Man kann doch nicht so ignorant sein und annehmen, dass der Rauch nicht bei uns reinzieht. Die wissen doch genau, dass sie uns vollstinken – und es ist ihnen komplett egal. Deshalb rennt der auch vor uns davon!

Als ich den Nachbarn eines Vormittags draußen sehe, reiße ich die Haustür auf und schreie: „Geht mal zum Arzt, damit der euch das Rauchen verbietet, sonst verklagen wir euch.“

Was hat das mit Mediation zu tun? Man kann sich leicht vorstellen, wie schnell man sich in Konflikte versteigt und selbst nicht mehr herausfindet. Kein Weg ist so klar beschrieben wie der auf dem Bild. Und dann kann es gut sein, sich Hilfe bei Mediatorinnen und Mediatoren zu holen, die uns auf diesem Weg unterstützen – damit wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Und das ist: Lösungen für unsere Konflikte zu finden.

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